Top Themen
Kultur Raum Garten: die erste Saison
Seit September ist das Projekt „Kultur Raum Garten“ des Trägers Freiraumlabor e. V. auf dem Dammweg 216 offiziell gestartet. Für die Nachbarschaft und Interessierte aus der ganzen Stadt gibt es hier nun (Umwelt-)Bildungsangebote, die mit freien künstlerischen Ansätzen Interesse für die Gestaltung der Gartenfläche und alle daran anschließenden Fragen wecken und Begegnungen ermöglichen wollen.
Der offene Garten als Ausgangspunkt
„Unser Ansatz ist es, durch künstlerische Praxis an die Dinge heranzugehen, also durch spielerisches Forschen“, sagt Philine Schneider, die für das Freiraumlabor regelmäßig zusammen mit ihrer Kollegin Verena Liebel am Dammweg vor Ort ist. „Wenn man etwas erforscht, indem man es zum Beispiel mit dem Mikroskop genauer betrachtet und abzeichnet, kommt man den Dingen automatisch näher und findet dann auch Zusammenhänge. Deshalb schauen wir uns gerade mit Kindern alles im Garten ganz genau an. Wir beschäftigen uns damit, welche Farbspektren es gibt und was wir durch sie erfahren können. Dann geht es auch darum, welche Ressourcen wir haben und wie wir eingebunden sind.“
Kern des Angebots ist der offene Garten an jedem Samstag in der Gartensaison. Von März bis November bildet er den Rahmen und lädt zum Mitmachen ein. Dabei ist es Philine wichtig, dass alle eingeladen sind, sich einzubringen. „Unser Angebot richtet sich direkt an die Nachbarinnen und Nachbarn, die ihre eigenen Ideen mitbringen können. Das Projekt schafft vor allem eine Struktur, in der dann Austausch und Begegnung stattfinden sollen. Im Prinzip läuft es so: Wir machen auf, es gibt immer Kaffee und Kuchen, wir bieten ein vielfältiges Programm, Gartenarbeit, kreative Betätigung, Raum für Begegnungen.“
Vorbereitung und gute Aufnahme
Das Projekt hat eine Laufzeit bis Ende 2027. „Das ist auch eine Voraussetzung, denn ein Garten braucht immer viel Zeit. Im Prinzip sind wir ja schon seit vier Jahren auf dem Areal. Als Verein gegründet haben wir uns aber erst in diesem Jahr, und die Förderung gibt es seit September. Aber, weil wir darauf hingearbeitet haben, das hier länger und nachhaltig zu machen, haben wir schon mit dem Anfang der Gartensaison im März angefangen, hier auf ehrenamtlicher Basis zu arbeiten. Ab April/Mai hatte sich das in der Nachbarschaft herumgesprochen. Und seit dem offiziellen Start im September läuft es hier richtig gut.“
„Das heißt: Die Angebote werden angenommen, Beziehungen unter Nachbarn haben sich etabliert. Es gibt Verabredungen, Gartentipps, Rezepte oder Strickanleitungen werden ausgetauscht. Wir pflanzen und ernten, je nachdem, was gerade dran ist. Und abends machen wir auch einmal ein Lagerfeuer. Wenn dann jemand aus der Nachbarschaft Teig mitbringt, gibt’s dann zum Beispiel Stockbrot. Wichtig ist, dass die Angebote immer allen offenstehen.“
Inklusion und Nachhaltigkeit
So ist die Mischung der Besuchergruppen groß. Es gibt Menschen mit Einschränkungen, die teilweise abgeholt oder begleitet werden, und junge Familien, die regelmäßig kommen, nicht zuletzt, weil der Garten ein tolles Spielgebiet für Kinder ist. Viele kommen auch spontan vorbei, manche treffen sich hier mit Freundinnen oder Freunden, andere kommen veranstaltungsbezogen.
„Am 9. November hatten wir für diese Gartensaison den letzten Tag. Jetzt machen wir alles winterfest und fangen dann im nächsten März mit dem Start in die neue Saison wieder an. Das Projekt ist darauf ausgerichtet, dass der Garten dann durch die Beteiligung aus der Nachbarschaft mehr oder weniger von alleine läuft, wofür wir mit unserer Förderung den langfristigen Rahmen schaffen.“
Synergien und Angebote
Wichtig ist ihr auch zu betonen, dass es auf dem Areal insgesamt mit den anderen Trägern und ihren Projekten eine vielfältige Mischung gibt. „Im Gewächshaus zum Beispiel sind oft Gruppen, die interessante Angebote machen“, sagt Philine. Von Anfang an mit auf dem Gelände ist etwa Young Arts Neukölln, die Kurse, offene Ateliers und künstlerische Gartenforschung anbietet. Schulklassen können die Gartendruckwerkstatt nutzen. Auch Künstlerinnen und Künstler der Thikwa Werkstatt für Theater und Kunst kooperieren mit dem Freiraumlabor auf dem Gelände am Dammweg 216 und tragen zum vielfältigen inklusiven Programm bei.
Bei Kultur Raum Garten selbst laufen derzeit die Planungen fürs nächste Jahr. So sollen es zum Beispiel wieder an mindestens vier Terminen gemeinsame Kochevents geben, außerdem Anregungen zu Pflanzentausch und Workshops zum Bau von Gartenmöbeln. In den Vorjahren sind bereits mobile Elemente für die Freiraumlabor-Bibliothek entstanden, die Bücher zu Gartenthemen und zum Vorlesen für Kinder beinhaltet.
Als Architektin findet Philine, dass Projekte wie Kultur Raum Garten einen sehr praktischen Beitrag für eine gemeinwohlorientierte Stadtpolitik leisten. „Schließlich bringen wir hier tatsächlich Menschen zusammen und fördern Begegnungen. Und da stellt sich dann schnell die Frage, was man sich eigentlich – auch zusammen – für die Zukunft wünscht.“
Das Projekt Kultur Raum Garten wird aus dem Projektfonds des Quartiermanagements Dammwegsiedlung/Weiße Siedlung finanziert.